Atemwege des Menschen
Quelle: LadyofHats, Martiny, Uwe Gille (gemeinfrei), in: Wikipedia: Atmung
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Links
- Die Atmung Info für Feuerwehrmänner – atemschutzlexikon.de
- Atmungsystem medizinfo
- Das Atmungssystem – Der große Test testedich.de
- Anatomie des Atmungssystems altenpflegeschüler.de
- Lunge – Aufbau & Funktion netdoctor.de
- Das Atmungssystem preyeratemtherapie.ch
Literatur
Johannes W. Rohen:
Morphologie des menschlichen Organismus
Verlag Freies Geistesleben.
Das Atmungssystem
Allgemeines zur Atmung
- Sauerstoff, den wir mit der Luft einatmen, ist Voraussetzung für das Leben jeder einzelnen Körperzelle und für die Arbeit unserer Muskeln.
- Zucker (Glucose) wird in jeder Zelle „verbrannt“ um Betriebskraft (Energie) für die Lebensleistungen zu gewinnen und den Körper zu erwärmen.
- Sauerstoff wird gebraucht: die Zellen entnehmen ihn aus dem vorbeiströmenden Blut.
- Kohlendioxid entsteht als „Abfall“ – es wird an das Blut abgegeben.
- Dieser Vorgang heißt innere Atmung.
- Das Blut transportiert den Sauerstoff aus der Lunge in jede Körperregion und das Kohlendioxid aus den Körperregionen in die Lunge.
- In der Lunge erfolgt die äußere Atmung.
- Die Lunge ist der Ort des Gasaustausches zwischen Luft und Blut.
- Fehlt es an Sauerstoff, so kommen die „Verbrennungsvorgänge“ im Körper zum Stillstand, der Körper hat keine Energie mehr, seine Lebensvorgänge aufrechtzuerhalten – man erstickt.
- Die gewöhnlich als Atmung bezeichneten Atembewegungen dienen lediglich der Lufterneuerung in der Lunge.
- Die Luft setzt sich zusammen aus etwa 78 % Stickstoff, 21 % Sauerstoff, ca. 0,038 % Kohlenstoffdioxid sowie anderen „Spurengasen“.
- Durchschnittlich 13.000 Liter Luft atmet der Mensch täglich ein und wieder aus und führt auf diese Weise ca. 25.920 Atemzüge aus.
- Die Atemtätigkeit muss ununterbrochen erfolgen, weil Sauerstoff nicht wie andere Stoffe im Körper gespeichert werden kann.
- In Ruhestellung atmet der Mensch pro Minute etwa 18 mal. Wenn man Sport treibt – zum Beispiel beim Langstreckenlauf – muss auch schneller geatmet werden, damit der Körper dem Energieverbrauch entsprechend genügend Sauerstoff „tanken“ kann. Die Menge der eingesogenen Luft entspricht dann etwa 15 Eimern in einer Minute.
- Am Atemvorgang ist in erster Linie das Zwerchfell (Diaphragma) beteiligt – der wichtigste Atemmuskel.
Video zur Frage: Warum müssen wir atmen?
Vom YouTube-Kanal „mednachhilfe“ – Grundlagen der MedizinWieso atmen wir überhaupt? Was machen wir mit dem Sauerstoff, den wir einatmen und von wo kommt das CO2? Grundsätzliche Überlegungen zum Atemsystem.
Quelle: YouTube-Video von mednachhilfe • hochgeladen am 08.07.2011
Schema der inneren Atmung
Übersicht Atmungssystem
Video zur Anatomie des Atemsystems
Vom YouTube-Kanal „mednachhilfe“ – Grundlagen der MedizinDas Atemsystem mit seinen verschiedenen Komponenten: Nase, Nasennebenhöhlen, Pharynx, Larynx, Trachea, Bronchien und Alveolen. Atemmechanik und Funktion.
Quelle: YouTube-Video von mednachhilfe • hochgeladen am 08.07.2011
Nase (Nasus)
- Unsere Nasenhöhle bildet als Wächter den ersten Abschnitt der Atemwege.
- Sie ist nicht nur Voraussetzung für das Riechen, sondern sie dient vor allem dem Anwärmen, Befeuchten und Weiterleiten der Atemluft in die Lunge.
- Durch ihre direkte Verbindung zum Gehirn spielt die Nase auch eine wichtige Rolle für das Gefühlsleben eines Menschen. Verschiedene Duftsignale lösen eine Bandbreite von Emotionen aus, die wiederum das Verhalten des Menschen – etwa das sexuelle – bestimmen.
- Eine senkrechte Trennwand, die Nasenscheidewand, unterteilt die Nasenhöhle in zwei paarig angelegte, schmale Nasenhöhlen, die außen von den beiden Nasenflügeln begrenzt werden.
- In jeder wölben sich von der Seite her drei dünne, muschelartig geformte Knochenleisten, die Nasenmuscheln hervor.
- Sie vergrößern die Oberfläche und zwängen die Atemluft durch enge Gänge.
- Vom Nasenraum führen Öffnungen in luftgefüllte Hohlräume des Oberkiefers, Stirnbeins, Sieb- und Keilbeins, die Nasennebenhöhlen.
- Sie tragen dazu bei, den Klang der Stimme zu bilden – können aber auch der Sitz von Entzündungen und Vereiterungen werden.
- Das Naseninnere ist mit der dicken, rötlichen und reich durchbluteten Nasenschleimhaut überzogen, die mit Flimmerhärchen besetzt ist.
- Die Oberfläche wir durch die vielen Schleimdrüsen ständig feucht gehalten.
- Hier wird die Atemluft vorgewärmt, befeuchtet und gereinigt (v. Staub z. B., der sich auf der Schleimhaut niederschlägt), bevor sie den Kehlkopf erreicht.
- Schleimfluss schützt den Körper auch vor dem Eindringen von Milliarden von Bakterien, die sich in der Luft befinden.
- Im vorderen Teil der Nasenhöhle werden gröbere Verunreinigungen durch die Nasenhaare ferngehalten.
- Die obere Nasenmuschel und das Dach der Nasenhöhle sind von der Riechschleimhaut überzogen.
- Hier wird die Atemluft auch auf schädliche Beimengungen – so weit am Geruch erkenntlich – geprüft.
- Knochen und Knorpel bilden den äußeren Teil der Nase. Die Nasenknochen bilden je eine Nasenhälfte u. die Brücke zw. den Augen. Elastizität ist durch die Nasenknorpel gegeben, die vorne innen an den Knochen anschließen.
- Nasenpolypen: geschwulstartige Wucherungen auf Grund von Entzündungen erschweren das Atmen, rufen Nasenbluten hervor - müssen entfernt werden.
- Choanen: paarige innere Nasenöffnungen, Verbindungsgänge vom hinteren Nasenraum zur Mundhöhle bei den Landwirbeltieren (Amphibien, Reptilien, Vögel, Säuger). Bei den Fischen ist die Nase nach innen blind geschlossen.
Nasen-/Rachenraum
beim Einatmen (A) und Schlucken (B)
Flimmerepithel der Nasenschleimhaut
Rachen (Schlund, Pharynx)
- Über den Rachen transportieren wir Luft, Nahrung und Flüssigkeit. Dieser etwa 13 cm lange, muskulöse Schlauch führt vom hinteren Teil des Mundes und der Nase über den Hals bis zum Kehlkopf und zur Luftröhre. Der Kehlkopf, der auch der Stimmbildung dient, trennt die Atemwege von den Speisewegen.
- Da die Luftröhre vor der Speiseröhre liegt, kreuzen sich im Rachen die Wege der Luft und der Nahrung.
- Während der obere Teil des Rachens eine feste Einheit mit den Knochen der Schädelbasis bildet, ist der untere Teil elastisch mit den Knorpeln des Kehlkopfes und der Luftröhre verbunden. Die Rachenwände – quergestreifte Muskulatur – sind von einer Schleimhaut bedeckt, die den Rachen ständig feucht hält.
- Man unterscheidet die Regionen Nasenrachen, Mundrachen und Halsrachen.
- Der Nasenrachen mit den Mandeln wird beim Schlucken durch das Gaumenzäpfchen (Uvula) gegen den Mundrachen hin verschlossen, damit Speisen und Getränke nicht in die Nase gelangen können. Im Nasenrachen münden die Ohrtrompeten, die das Mittelohr mit dem Rachen verbinden.
- Der Mundrachen ist nicht nur Teil des Atemweges, sondern auch am Schlucken und an der Stimmbildung beteiligt.
- Der Halsrachen dient in erster Linie der Schluckfunktion. Dabei wird die Bewegung und Koordination der Rachenmuskeln vom unteren Hirnstamm gesteuert.
Kehlkopf (Larynx)
- Oberer Teil der Luftröhre an der Trennung von Atemweg und Speiseweg.
- Er setzt sich aus vier Knorpeln zusammen, die durch Muskeln und Bänder zusammengehalten werden.
- Der große Schildknorpel (vorn am Hals deutlich ertastbar.) umgrenzt und schützt den Kehlkopf von vorne und an den Seiten.
- Eine beim Mann recht große Vorwölbung an ihm nennt man Adamsapfel.
- Am Schildknorpel - und an einem Paar kleinerer Knorpel (Stellknorpel) - sind die Stimmbänder befestigt, die durch Luftströme in Schwingungen geraten und uns auf diese Weise die Stimmbildung ermöglichen.
- Die Stimmbänder verschließen die Luftröhre bis auf einen schmalen Spalt → Stimmritze
- Unter dem Schildknorpel liegt der Ringknorpel (siegelringförmig); bildet vornehmlich die hintere Wand des Kehlkopfes, vorderer Teil trägt den Schildknorpel.
- Der Kehlkopf ist mit Flimmerschleimhaut ausgestattet, welche nur die Stimmbänder frei lässt.
- Die Stimmbänder sind dünne, elastische Häute, deren Spannung und gegenseitige Lage mit Hilfe der Stellknorpel verändert werden kann.
- Darüber befinden sich zwei drüsenreiche Schleimhautfalten (Taschenbänder), die die Aufgabe haben die Stimmbänder zu befeuchten und geschmeidig zu halten.
- Der Kehlkopfeingang ist beim Schlucken durch den Kehldeckel (Epiglottis) verdeckt.
Video zur Stimmbildung
Quelle: YouTube-Video von wwwteledesignde • hochgeladen am 19.04.2011
Luftröhre (Trachea)
- Die etwa zwölf Zentimeter lange und 2 cm weite Luftröhre schließt an den Kehlkopf an und verzweigt sich in Höhe des vierten Brustwirbels zu den beiden Hauptbronchien.
- Sie treten in die linke und rechte Lunge ein und teilen sich in zahlreiche Verästelungen, kleine Bronchien
- Die äußersten haben nur noch eine Weite von 0,5 mm.
- Die kleinsten Bronchien besitzen keine Knorpeleinlagerungen mehr, jedoch besitzen sie Ring- und Längsmuskeln zur Verengung und Erweiterung.
- Das elastische und muskulöse Gewebe der Röhre wird von 16-20 hufeisen-förmigen, hinten offenen Knorpelspangen gestützt.
- Ausgekleidet sind die Luftwege von einer Schleimhaut mit Flimmerhärchen, durchsetzt von vielen Schleimdrüsen.
- Sie bewegen sich fortwährend wie ein im Winde wogendes Getreidefeld und transportieren Staubteilchen, die mit der Atemluft eindringen, zurück in den Halsrachen; dort genügt ein Räuspern oder Husten um den Schleim mit Fremdstoffen als „Auswurf“ aus dem Körper zu entfernen.
- In den Lungenbläschen gibt es kein Flimmerepithel; Staub, der hierher gelangt wird von weißen Blutkörperchen aufgenommen und in der Lunge abgelagert (→ schwarze Raucherlunge durch Teerablagerungen).
- Die offenen Enden sind mit Muskeln verbunden, die Luftröhre kann damit etwas verengt werden; dies geschieht, wenn ätzende Gase eingeatmet werden (NH3, Cl2, SO2) → „der Hals wird zugeschnürt“
- Beim Bronchialasthma ziehen sich die Muskeln krampfartig zusammen, so dass schwere Atemnot eintritt und Erstickungsgefahr droht.
- Von Staub befreit, wasserdampfgesättigt und auf ca. 35 °C erwärmt kommt die Luft schließlich in die Lungenbläschen.
Lunge (Pulmo)
- Das weitverzweigte Röhrennetzwerk der beiden Lungen nimmt den größten Teil des Brustraumes ein.
- Der linke Lungenflügel, der aus dem Ober- und dem Unterlappen besteht, ist kleiner als der rechte Lungenflügel, bei dem noch ein dritter Lungenlappen hinzukommt.
- Die abgerundeten Spitzen reichen bis zu den Schlüsselbeinen und mit ihren breiten unteren Flächen liegen sie dem Zwerchfell (Diaphragma; „Querhaut“) auf.
- Der rechte, etwas größere Flügel ist in drei Lappen geteilt, während der linke aus nur zwei Lappen besteht.
- Die Eintrittsstelle der Bronchien und der großen Gefäße in die Lunge wird als Lungenwurzel bezeichnet. Dort befinden sich auch zahlreiche Lymphknoten, die bei verschiedenen Infektionskrankheiten eine Rolle spielen.
- Die Lunge ist vom spiegelglatten Lungenfell (Pleura pulmonalis) bedeckt, die Brustwand vom Rippenfell (Pleura parietalis). Beide Membranen bilden zusammen das Brustfell. Sie liegen flach aufeinander und gehen an der Lungenbasis ineinander über. Zwischen den beiden Membranen ist Flüssigkeit eingelagert, damit sie ohne Reibung gegeneinander gleiten können.
- Die beiden Lungenflügel werden durch den Mittelfellraum (Mediastinum) voneinander getrennt.
- Im Mediastinum liegen Herz, Luftröhre, Speiseröhre, große Gefäße und Lymphknoten.
- Wird der Brustkorb durchbohrt, so dass Luft eindringt, hebt sich das Lungenfell vom Brustfell ab, die stark gedehnte Lunge sinkt zusammen.
- Bei einer Tuberkulose wurde dieser Zustand früher (bevor man Medikamente zur Behandlung hatte) absichtlich herbeigeführt, um einen Lungenflügel stillzulegen → Pneumothorax (Luftbrust)→ nasse oder trockene Rippenfellentzündung.
- Die innere Oberfläche der Lunge beträgt insgesamt ungefähr 70-100 m2 – also etwa die Größe eines Squashplatzes!
- Die riesige Fläche ist nötig, damit die Lunge ihre Aufgabe erfüllen kann: das bei der Nährstoffverbrennung entstehende Kohlendioxid nach außen zu transportieren und Sauerstoff aus der Luft in die Blutgefäße aufzunehmen.
- In der Lunge befinden sich an die 300 Millionen zartwandige Lungenbläschen (Ø = 0,2 mm), die sich um die Bronchiolen herum gruppieren. Sie werden von Kapillaren versorgt.
- Jedes ist von einem dichten Netz aus Blutgefäßen umsponnen.
- Im Innenraum ist sauerstoffreiche Frischluft enthalten und auf der Außenseite ist durch das Geflecht der Kapillaren, das aus dem Körper kommende sauerstoffarme und kohlendioxidreiche (kohlensaure) Blut ausgebreitet.
- Die beiden Stoffe sind nur durch eine äußerst dünne (0,0004 mm), gasdurchlässige Membran voneinander getrennt.
- Es kommt zum Gasaustausch: Sauerstoff → Blutgefäße und CO2 → Alveolarlumen.
- Da nur feuchte Membranen gasdurchlässig sind, muss die Lunge ständig befeuchtet sein; dies geschieht hauptsächlich durch das Blut.
- Ein Teil der Feuchtigkeit verdunstet in den Alveolen, die ausgeatmete Luft ist daher feuchter als die eingeatmete.
- Wir geben durch die Lungen täglich etwa 0,5 L Wasser ab.
Schema der menschlichen Lunge
1: Luftröhre 2: Lungenarterie 3: Lungenvene 4: Alveolargang 5: Alveole 6: Herzeinschnitt 7: kleine Bronchien 8: Tertiärbronchus 9: Sekundärbronchus 10: Hauptbronchus 11: Kehlkopf
Sauerstofftransport
- Der Sauerstoff gelangt über die oberen Atemwege und die Luftröhre zu den Bronchien und weiter über die Bronchiolen bis in die Lungenbläschen.
- Hier findet der Gasaustausch mit dem umliegenden Kapillarnetz statt.
- Wenn wir Sport treiben, gelangen bis zu 30 % mehr Sauerstoff in unser Gehirn – was auch eine Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit bedeutet.
- Insgesamt bestimmen drei Teilprozesse den Vorgang, den wir Atmung nennen:
- Die Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft in das Blut und die Abgabe von Kohlendioxid aus dem Blut an die Luft → äußere Atmung.
- Der Transport der Gase im Blut zu den Geweben beziehungsweise den Atmungsorganen.
- Die Abgabe von Sauerstoff aus dem Blut an die Körperzellen und die Aufnahme von Kohlendioxid aus den Zellen in das Blut ➞ innere Atmung.
- Der Gasaustausch wird durch die ununterbrochenen Atembewegungen gewährleistet.
- Die Lunge kann sich nicht selbst erweitern, sie erweitert sich passiv beim Einatmen durch die Erweiterung des Brustraumes → Saug-Druck-Pumpe.
- Einatmen (Inspiration): Erweiterung des Brustraumes → Erweiterung der Lunge → Verdünnung der Luft in der Lunge → Nachströmen von Frischluft in die Lunge über die Atemwege → kraftaufwendig.
- Ausatmen (Exspiration): Verkleinerung der Brusthöhle → erweiterte, angespannte Lunge sinkt auf Grund ihrer Elastizität wieder zusammen → Auspressen von Atemluft → ohne Kraftaufwand.
- Brustatmung: Erweiterung des Brustraumes durch Heben des Brustkorbes mit Hilfe der Zwischenrippenmuskeln (Musculi intercostales externi)
- Bauchatmung: Abflachen des kuppelförmig nach oben gewölbten, muskulösen Zwerchfells (Diaphragma)
Drücken auf die Baucheingeweide → Bauchdecke wölbt sich nach vorne. - Schluckauf: ruckartiges Zusammenziehen des Zwerchfells.
- Aktives Ausatmen: Zusammenziehen der Bauchmuskeln und von speziellen Muskeln, die den Brustkorb senken.
- Bei der täglichen Atmung wird eine Arbeit von 250.000 Nm geleistet, dies entspricht der Arbeit, die geleistet werden muss, um einem 10 t schweren Güterwaggon 2,5 m hochzuheben.
- Flache Atmung:
- Vorwiegend Zwerchfell und Bauchdecke.
- Wird vorwiegend in der Ruhe angewandt.
- Erneuerung der Luft im mittleren und unteren Lungenbereich.
- Entfernt liegende Teile und Lungenspitze bleiben unbeteiligt.
- Tiefe Atmung:
- Brustkorb und Zwerchfell beteiligt.
- Füllen der ganzen Lunge mit Frischluft.
- Flaches Atmen erhöht Risiko für Tuberkulose z. B.; Keime siedeln sich vorzugsweise in der Lungenspitze an.
Alle Muskeln der Atmung
Einatmungsmuskeln (Inspirationsmuskeln)
- Zwerchfell (Diaphragma) = wichtigster Atemmuskel
- Musculi intercostales externi (äußere Zwischenrippenmuskeln)
- Musculi levatores costarum (Rippenheber)
- Musculi scaleni
- Musculus serratus posterior superior
- Musculus serratus anterior (vorderer Sägemuskel)
- Musculus rectus abdominis (gerader Bauchmuskel)
Ausatemmuskeln (Exspirationsmuskeln)
- Musculi intercostales interni et intimi (innere Zwischenrippen- muskeln)
- Bauchmuskeln
- Musculus serratus posterior inferior
- Musculus retractor costae
- Musculus transversus thoracis
- Musculus subcostalis
Anatomie und Funktion der Atmung
Obere Atemwege
Mund-, Nasen- und Rachenraum
Untere Atemwege
Kehlkopf mit Kehldeckel, Luftröhre, Bronchien, Bronchiolen und Lungenbläschen (Alveolen)
In Höhe des Kehldeckels liegen Luft- und Speiseweg hintereinander. Beim Schluckvorgang verschließt der Kehldeckel die Luftröhre reflektorisch (Schluckreflex). Gelangen trotzdem Fremdkörper in die Luftröhre, so setzt der Hustenreflex ein. Die Luftröhre wird durch Knorpelspangen immer offen gehalten.
Die Lunge ist paarig angelegt. Die Lungenflügel füllen beiderseits des Mediastinums die Brusthöhle vollständig aus (Mediastinum = Mittelraum hinter dem Brustbein mit Gefäß-Nervenstraße, Speiseröhre und Herz in einem Bindegewebspolster). Die Lungenspitzen reichen bis zum Schlüsselbein. Unten liegen die Lungenflügel auf dem Zwerchfell auf.
Die Lungenflügel sind vollständig vom Lungenfell (Pleura) überzogen. Dieses grenzt - bis auf einen kapillaren, feuchten Spalt - an das dicht an den Rippen liegende Rippenfell. In dem Spaltraum zwischen Lungen- und Rippenfell herrscht Unterdruck, der die beiden Häute zusammen hält und damit das zarte Lungengewebe am Zusammenfallen hindert.
Äußere Atmung
Gasaustausch zwischen Alveolen der Lunge und Kapillargefäßen. In den Kapillargefäßen wird Sauerstoff vom Blut aufgenommen. im Gegenzug dazu wird von den Alveolen das Stoffwechselprodukt Kohlendioxid aufgenommen.
Innere Atmung
Im Körper stattfindender Gasaustausch zwischen Kapillargefäßen und Zellen (Gewebe). O2 wird an die Zellen abgegeben, das Stoffwechselprodukt CO2 vom Blut aufgenommen.
Steuerung der Atmung
- CO2-Druckes
- Säurewertes (pH-Wertes) im Blut
- O2-Druckes.
Die Veränderung des CO2-Druckes stellt dabei die wichtigste Regelgröße dar. Die Messstellen befinden sich im Bereich des Atemzentrums, der Gabelung der Arteria carotis und im Aortenbogen.
Funktion der Atmung
Die durch einen Nervenimpuls des Atemzentrums angeregten Muskeln des Brustkorbes ziehen sich zusammen und heben die Rippen. Gleichzeitig wird durch die Zwerchfellmuskulatur das Zwerchfell gesenkt. Beides führt zu einer Vergrößerung des Brustraumes und somit zu einem Unterdruck im Brustraum gegenüber der Außenluft. Die Lungen folgen dieser Bewegung, wodurch Luft einströmt. Die Ausatmung erfolgt weitgehend passiv aufgrund der Elastizität des Brustkorbs und des Zwerchfells.
Treibende Kraft bei der inneren Atmung sind die Druckunterschiede (O2, CO2) zwischen Blut und Alveolen.
Wichtige Größen der Atmung
- Atemfrequenz: Zahl der Atemzüge pro Minute
- Atemzugvolumen: Menge an Luft, die pro Atemzug eingeatmet wird
- Atemminutenvolumen: Produkt aus Atemzugvolumen und Atemfrequenz (z.B. seien Atemzugvolumen: 500 ml und die Atemfrequenz: 16 Atemzüge/Minute, so ergibt sich: 500 ml x 16/min. = 8 l/min)
- Totraum: Der Totraum ist das gesamte luftleitende System. In ihm wird zwar Luft bewegt, es findet jedoch kein Gasaustausch statt (Erwachsener: ca. 150 ml)
Atemfrequenz und Atemzugvolumen sind alters- und belastungsabhängig:
Alter | Atemfrequenz in Ruhe | Atemzugvolumen in Ruhe |
Neugeborenes | ca. 40/min | Allgemein ca. 8-10 ml je Kilogramm Körpergewicht |
Säugling | ca. 30/min | |
Kleinkind | ca. 25/min | |
Kind (6 Jahre) | ca. 20/min | |
Jugendlicher | ca. 14/min | |
Erwachsener | ca. 12/min |
Atmung und Angst
Dr. Thomas Wörz
Atmen lernen gegen Stress
Auszug aus der VitalClub-Broschüre Mentale Fitness - Wege zu mehr Wohlbefinden
Wie kann Integrative Atemtherapie bei übermäßigen Ängsten helfen?
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Gefühl der Angst und der Atmung. Menschen mit Ängsten atmen in der Regel generell flach und unergiebig aus dem oberen Brustraum heraus. In einer akuten Angstsituation atmen sie schneller ein ohne ausreichend auszuatmen. Es entsteht so ein Luftstau im oberen Brustbereich, der beklemmend wirkt. Gleichzeitig wird der Körper nicht mit genügend Sauerstoff versorgt, und so kann es zu Schwindelgefühlen, Herzrasen und Atemnot kommen - also zu Symptomen, welche die Angst nur noch vergrößern. In der Atemtherapie wird die richtige Atmung erlernt und eingeübt. Mit der Zeit wird sich dadurch einerseits der Alltagsatem verändern, was zu weniger „Angstanfällen“ führt, und andererseits kann sich die/der geübte AtemklientIn im Notfall mit der richtigen Atemtechnik behelfen und auftretende Angstsymptome lindern.
In der Integrativen Atemtherapie wird aber nicht nur auf der körperlichen sondern auch auf der psychischen Ebene gearbeitet. Irrationalen oder übersteigerten Ängsten liegen in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle unterdrückte und unverdaute Ängste zugrunde. Angst braucht Ausdruck und Bewegung: Flucht oder Angriff. Ein Mensch, der in seiner Angst weder auf die eine noch auf die andere Weise auf Bedrohung oder Gefahr reagieren kann, hat keine andere Möglichkeit als sich „totzustellen“ und das Gefühl der Angst zu verdrängen - nämlich, indem er den Körper verspannt und den Atem anhält! Kinder kommen bedauerlicher Weise oft in genau solche Situationen. Ängste, die wir unterdrücken, lösen sich leider nicht in Luft auf, sondern bleiben als so genannte „energetische Blockaden“ in unserem System gespeichert, wirken dort unbewusst und im Verborgenen weiter und brechen bei den unpassendsten Gelegenheiten hervor.
Die spezielle Atemtechnik in der Integrativen Atemtherapie – der verbundene Atem – erzeugt im Körper einen Energiekreislauf, der das unterdrückte Material auf sanfte Weise "aktiviert", d.h. Gefühle, Körperempfindungen, Erinnerungen, Bilder etc. können wahrgenommen und gespürt werden. (Achtung! Für diejenigen, die diese Vorstellung ängstigen könnte: Es kommt niemals mehr hoch, als womit die atmende Person gut umgehen kann!) Indem man nun alles, was während eines Atemprozesses ins Bewusstsein tritt, erlaubt, fühlt, beobachtet und annimmt und gleichzeitig weiter atmet, sich sozusagen hindurch atmet, können diese alten, unverarbeiteten Ängste – behutsam und schrittweise – integriert bzw. aufgelöst werden. So kommt es zu einer Linderung bzw. mit der Zeit zur Auflösung der quälenden Angstsymptome.
Der Weg in der Atemtherapie ist der, die Klienten in einem ersten Schritt zu lehren, die Angst vor der Angst zu verlieren, indem sie lernen, sich nicht von ihr überschwemmen zu lassen. Der zweite Schritt besteht für die Klienten darin, das Gefühl der Angst als sinnvolle, biologische Reaktion annehmen zu lernen. Der dritte Schritt liegt darin, die Angst als eine Kraft zu erkennen, die dem eigenen Fortschritt und der persönlichen Entwicklung dient.
Atmen lernen gegen Stress
Pro Tag atmen wir im Ruhezustand etwa 15.000 Mal ein und 15.000 Mal wieder aus. Man könnte meinen, Atmen ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Zur Versorgung des Körpers mit Sauerstoff ist es das auch. Atmen kann jedoch weit mehr sein als nur seinen körperlichen Zweck erfüllen. Bewusste Atemübungen können helfen, Körper und Geist zu entspannen. Alles was dazu nötig ist, ist der Wille – und ein wenig Zeit.
Im Gegensatz zum Herzschlag wird die Atmung nicht nur über das vegetative Nervensystem gesteuert, dass unwillkürlich und unbewusst abläuft. Wir können unsere Atmung zum Teil willentlich kontrollieren; tiefer oder flacher atmen, schneller oder langsamer. Angst, Stress, Aufregung, aber auch Entspannung verändern stets unbewusst die Atmung. Es ist unmöglich, gleichzeitig aufgeregt zu sein und dennoch ruhig und gleichmäßig zu atmen. Umgekehrt ist es auch möglich, über die Art zu atmen die Körperfunktionen zu beeinflussen. Atmen Sie schneller, wird der Körper angespannt, der Herzrhythmus erhöht sich, die Geistestätigkeit wird angeregt. Verlangsamen und vertiefen Sie Ihre Atmung, beruhigt sich der Geist, der Körper wird entspannt, der Herzschlag verlangsamt. Unter Stress oder bei Schreck halten Sie unbewusst den Atem an bzw. atmen unökonomisch, flach und stockend. Die Atemmuskel, die Bronchiolen (kleinste Verästelungen der Bronchien), der ganze Brustkorb verspannt sich. Der Energiestrom kommt ins Stocken und genauso kann auch das Gehirn nicht mehr klar und frei arbeiten. Ihre Gedanken sind angespannt und fixiert.
In den Bauch atmen
Bei der Brustatmung wird das Volumen des Brustkorbs mit Hilfe der Zwischenrippenmuskeln beim Einatmen vergrößert, beim Ausatmen verkleinert. Die Brust hebt und senkt sich. Dadurch wir auch die Lunge dementsprechend ausgedehnt bzw. verkleinert. In diesem Fall jedoch nur in den oberen zwei Dritteln des Organs. Aber gerade der obere Bereich der Lunge ist im Gegensatz zum unteren Drittel wegen der aufrechten Position des Menschen und der Schwerkraft schlechter durchblutet; daher kann über das obere Drittel weniger Sauerstoff aufgenommen werden als durch das untere.
In Stress- oder Angstzuständen zieht man häufig die Schultern hoch, der Atem stockt und man versucht zwar tief einzuatmen, aber unbewusst wird durch das Hochziehen der Schultern nur der obere Lungenbereich genutzt. Die Atmung ist flach, dadurch verstärkt sich das Gefühl der Atemnot, man atmet schneller, die Atemhilfsmuskulatur verspannt, die Stresssymptome verstärken sich, die Herzfrequenz steigt. Ein Teufelskreis. Im Gegensatz dazu wird bei der Bauchatmung das Zwerchfell, unser wichtigster Atemmuskel, verstärkt eingesetzt (legen Sie Ihre Hände unterhalb des Rippenbogens und spüren Sie die Bewegungen des Zwerchfells).
Bei der Bauchatmung wird durch die Anspannung des Zwerchfells, das den Brust- vom Bauchraum trennt, der Brustraum auf Kosten des Bauraumes vergrößert, die Lunge kann sich daher auch nach unten ausbreiten und die besser durchbluteten unteren Bereiche des Organs können beatmet werden. Durch das Verkleinern des Bauchraums wölbt sich der Bauch beim Einatmen nach außen, wird das angespannte Zwerchfell wieder entspannt, strömt die verbrauchte Atemluft ohne Anstrengung automatisch wieder aus. Der Bauch senkt sich. Die Kombination von Brust- und Bauchatmung ist die effektivste Form zu Atmen, die jedoch nur bei hohem Atemluftverbraucht notwendig wird. Der Atemraum wird über die Rippen, den Rücken und sogar hoch bis zu den Schultern erweitere. So kann wirklich das gesamte Lungenvolumen ausgenützt werden.
Versuchen Sie's
- Nehmen Sie einen tiefen Atemzug.
- Füllen Sie Ihre Lungen von unten nach oben mit Luft.
- Erweitern Sie Ihren Brustraum über den Bauch, die Rippen, den Rücken bis zu den Schultern, ohne jedoch zu verkrampfen.
- Lassen Sie dann die Atemluft wieder ausströmen und entspannen Sie sich.
Einige grundsätzliche Tipps zur Atemschulung
- Atmen Sie über die Nase ein und aus. Der Widerstand der Nase verlangsamt die Atmung. Dadurch kann das Blut mehr Sauerstoff aufnehmen.
- Wenn sie einatmen, sollte sich Ihr Bauch heben, beim Ausatmen senken.
- Legen Sie besonderes Augenmerk auf Ihre Ausatmung. Sie sollte etwas verlängert sein.
- Tiefes, langsames Ausatmen entspannt und lockert.
- Atmen Sie rhythmisch: einatmen – ausatmen mit kurzer Pause.
Verschiedene Atemübungen
Ziel von Atemübungen ist es einerseits, dass Sie sich der Atmung und der damit verbundenen Anspannungs- und Entspannungsvorgänge bewusst werden. Und andererseits, dass Sie Ihre Atmung soweit beeinflussen können, dass sie zu Ihrer körperlichen und geistigen Entspannung beiträgt. Bewusst werden sollte Ihnen auch der Unterschied zwischen Brust- und Bauchatmung und bei regelmäßigem Üben sollten Ihnen auch die Verlagerung von Brust- und Bauchatmung gelingen.
Atmung beobachten und spüren
Verfolgen Sie Ihren Atem, verändern Sie nichts. Versuchen Sie, nicht bewusst zu atmen. Spüren Sie die Atembewegung in Ihrem Körper. Welche Körperteile heben bzw. senken sich stark, welche wenig? Kontrollieren Sie Ihr Gefühl mit ihren Händen: Fühlen Sie die Atembewegungen von Ihren Schultern bis zu Ihrem Bauch. Vergessen Sie auch Ihre Seite und den Rücken nicht. Fühlen Sie wie und wohin Ihr Atem fließt, verfolgen Sie den Atemstrom vom Einatmen über die Lungen bis zum Ausatmen. Diese Übung könne Sie jederzeit durchführen. Werden Sie sich Ihrer Atmung in verschiedenen Situationen bewusst – erst dann können Sie auch etwas ändern.
Brustatmung
Atmen Sie nun bewusst ein, sodass sich Ihre Brust hebt und weitet. Fühlen Sie die Atmung in Ihrer Brust, spüren Sie die Spannung. Atmen Sie dann wieder aus. Lösen Sie die Spannung. Ihre Brust senkt sich wider und Entspannung kann sich breit machen. Wiederholen Sie dieses bewusste Ein- und Ausatmen einige Male und achten Sie auf Ihr Gefühl von An- und Entspannung im Brustraum.
Bauchatmung
Denken Sie beim Einatmen Ihren Bauch als Blasebalg, der sich mit Luft füllt (die Bauchdecke hebt sich). Beim Ausatmen stellen Sie sich vor, wie die Luft aus dem Blasebalg herausströmt und senken Sie die Bauchdecke wieder.
Doppelte Ausatmungslänge
Atmen Sie doppelt so lange aus als ein. Zählen Sie beim Einatmen innerlich 1-2 und beim Ausatmen 1-2-3-4. Sie können diese Übung auch beim Gehen in Verbindung mit Ihren Schritten machen.
Die Atemschleife
Stellen Sie sich vor, wie beim Einatmen die Luft vom Steißbein weg der Wirbelsäule entlang bis zum Scheitel des Kopfes verläuft. Visualisieren Sie beim Ausatmen die Vorstellung, wie die Atemluft über Stirn, Gesicht, Brust, Nabel und Schambein läuft. Beginnen Sie die Einatmung wieder beim Steißbein.
Nasenatmung
Lassen Sie die Atemluft über das rechte Nasenloch hinein- und über das linke Nasenloch wieder hinausströmen. Beobachten Sie dabei, wie die Luft durch die Nasenkanäle fließt. Ein Zyklus umfasst die Ein- und Ausatmung. Zählen Sie die Zyklen bis zehn und wieder zurück bis eins.
Kombiniertes Verfahren
Atmen Sie ein und spannen Sie dabei alle Muskeln an. Bei der Ausatmung lösen Sie im Atemfluss auch die Muskelentspannung. Sie können dieses Verfahren auch differenzierter anwenden. So könnten Sie beispielsweise beim Einatmen nur die Spannung im Oberkörper oder den Armen erhöhen, beim Ausatmen lassen Sie die Spannung wieder gemeinsam mit der ausgeatmeten Luft abklingen.