Das Herz
„Das Herz ist der Schlüssel der Welt und des Lebens“ (Novalis)
Im menschlichen Herzen sind Irdisches und Kosmisches aufs Tiefste verbunden. Zwischen Ruhe und Bewegung, Raum und Zeit, Form- und Stofftendenz, Systole und Diastole, kann in Freiheit das Ich-Erlebnis entstehen.
Am Anfang des Kreislaufs steht das in Bewegung befindliche, nicht das ruhende Blut. Das Herz ist weder Motor der Blutbewegung, noch eine Pumpe. Die Bewegung des Blutes und damit auch des Kreislaufs gehen von der Peripherie aus, nicht vom Herz-Zentrum.
Die Herztätigkeit ist in die Bewegung und das Strömen eingeschaltet und bewirkt durch sein Schlagen die Rhythmisierung. Der Wechsel von Systole (Zusammenziehung) und Diastole (Öffnung) bewirkt in der kurzen Ruhephase dazwischen eine Wahrnehmungstätigkeit des Herzen für alles, was auf dem Weg des Blutes von oben und unten, von innen und außen herankommt, Himmel und Erde, Geist und Materie werden hier wahrnehmend durchgekostet.
Ruhe oder Pause, in der scheinbar nichts stattfindet, bewirkt im Gegensatz zur Bewegung immer Wahrnehmung. Die Ruhe entspricht der Dynamik des Nervensystems, die Bewegung dem unbewussten Stoffwechsel.
Die Tätigkeit des Herzens ist entsprechend dem Rhythmus also Wahrnehmung und Kraftentfaltung. Das Besondere aber ist die Wahrnehmungsfähigkeit. Diese Qualität ist, medizinisch gesehen, heute fast unbekannt. Dadurch kann das Herz die höheren geistigen Wirkungen und Funktionen vermitteln. Das Herz steht für den Ausgleich aller Polaritäten. Es ist das Zentralorgan des rhythmischen (merkurialen) Systems, das Urbild der Harmonie, der Heilung und der Liebe.“ … mehr
Quelle: Michael Nagel: Funktion und Wirkung der Organe
Der Bau des Herzens
1 Aorta (Hauptschlagader, Aortenbogen); 2 Lungenarterie, zur linken Lungenseite (venös); 3 Lungenvene, von der linken Lungenseite (arteriell); 4 Linker Vorhof (Atrium, Vorkammer); 5 Linke Hauptkammer (Ventrikel, Kammer); 6 Untere Hohlvene (Vena cava inferior); 7 Rechte Hauptkammer (Ventrikel); 8 Segelklappe (Atrioventrikularklappen: rechts: Trikuspidalklappe, links: Mitralklappe); 9 Taschenklappe (hier: Pulmonarklappe; links: Aortenklappe); 10 Rechter Vorhof (Vorkammer, Atrium); 11 Lungenvene, von der rechten Lungenseite (arteriell); 12 Lungenarterie, zur rechten Lungenseite (venös); 13 Obere Hohlvene (Vena cava superior); 14 Gemeinsamer Stamm für die rechte Halsschlagader (Carotis; zum Kopf) und die rechte Unterschlüsselbeinarterie (zum Arm); 15 Linke Halsschlagader (Carotis; zum Kopf); 16 Linke Schlüsselbeinarterie (zum linken Arm).
- Doppelfaustgroßer Hohlmuskel
- Kegel mit abgestumpfter Spitze
- Zwischen beiden Lungenflügeln
- Fast in der Mitte der Brusthöhle; etwas nach links verschoben
- Herzspitze zeigt nach links vorne; liegt zwischen 5. und 6. Rippe der Brustwand an
- vom Herzbeutel (Pericard) umhüllt, dessen Wände von einer schleimigen Flüssigkeit befeuchtet sind, sodass sich das Herz fast reibungslos bewegen kann
- 2 Vorkammern (Vorhof, Atrium), 2 Herz- oder Hauptkammern (Ventrikel)
- In Vorkammern münden die Venen ein
- Aus den Hauptkammern entspringen die Arterien
- Linke Herzkammerwand ist besonders stark → erhöhte Pumpleistung, Aorta
- rechte Herzkammerwand ist dünnwandiger → Lungenarterien
- Linke und rechte Herzhälfte sind eigentlich getrennte, aber verwachsene und gleichzeitig arbeitende „Pumpen“ → Trennung durch muskulöse Herzscheidewand
- Vor- und Herzkammern sind durch „Ventile“ verbunden → Herzklappen
- Herzklappen regeln die Richtung des Blutflusses und sind als Segelklappen ausgebildet
- Segelklappen sind sehnige Häute – links 2, rechts 3 –, welche in die Herzkammern hineinragen
- Ihre freien Ränder werden durch Sehnenfäden so festgehalten, dass die Häute beim Zusammenziehen der Kammern nicht in die Vorkammern zurückschlagen können, sondern vom Blut wie Segel durch den Wind aufgebläht werden und dann die Öffnungen zwischen Vor- und Herzkammer ventilartig verschließen
- Weitere Herzklappen sitzen am Ursprung der Schlagadern, zur Verhinderung des Blutrückflusses → Taschenklappen
- Öffnung der Taschen ist den Schlagadern zugewendet, sodass die Klappen beim Zusammenziehen der Herzkammern an die Aderwand gepresst werden und das Blut ungehindert in die Arterien entweichen kann
- Wenn beim Erschlaffen der Herzkammern der Druck nachlässt, fängt sich das zurückweichende Blut in den Taschenklappen, die sich füllenden Taschenklappen pringen ins Innere vor, ihre Ränder legen sich aneinander und versperren dem Blut den Rückweg
Segelklappen (Atrioventrikularklappen)
Abdichtung der Kammern gegen die Vorhöfe (Bindegewebsmembranen; rechts 3, links 2)
- Trikuspidalklappe (rechts)
- Mitral- oder Bikuspidalklappe (links)
Taschenklappen
Verhindern Rückfluss der Blutes aus der Lungenarterie und der Aorta in die Hauptkammern
- Pulmonalklappe
- Aortenklappe
Quelle: Wikipedia: Herz • Jakov • CC BY-SA 3.0
Arbeitsweise und Arbeitsleistung
- Das Herz zieht sich in regelmäßigen Abständen zusammen
- Vor- und Herzkammern leeren und füllen sich abwechselnd
→ Saug-Druck-Pumpe? Nicht allein!
→ Auch ein Stauorgan (rechte Seite) und ein Zeitgeber (linke Seite)
→ Nicht das Herz treibt das Blut an, sondern das Blut treibt das Herz an - Zusammenziehung beginnt bei den mit Blut gefüllten Vorkammern
- Unter dem Druck des Blutes öffnen sich die Segelklappen und lassen Blut in die erschlaffenden und sich erweiternden Herzkammern einströmen → Diastole
- Gleichzeitig schließen sich die Taschenklappen in den aus den Herzkammern abzweigenden Arterien, so dass kein Blut in die Herzkammern zurückfließen kann
- Dann ziehen sich die Herzkammern kräftig zusammen → Systole
- Das zusammengepresste Blut schließt die Segelklappen gegen die Vorkammern, öffnet die Taschenklappen und entweicht in die Arterien
- Während dieser Zeit werden die Segelklappen nach unten gezogen, wodurch von neuem Blut aus den Venen in die Vorkammern angesaugt wird
- Dann tritt eine kleine Pause ein, dadurch ruht das Herz insgesamt 1/3 seiner Lebenszeit und bewahrt somit seine Leistungsfähigkeit
Herztöne
- Herzschlag oder Herzspitzenton: bei jeder Systole schlägt die Spitze des Herzend nach vorn gegen die Brustwand
- Muskelton: Zusammenziehen der Kammermuskulatur
- Taschenklappenton: Aneinanderschlagen der sich schließenden Taschenklappen (Ruhe)
- Segelklappenton: Schlag der Segelklappen (Systole)
Puls
- Zahl der Pulsschläge in der Minute in Ruhe ...
vor der Geburt | ca. 150 |
beim neugeborenen Kind | 130-140 |
im 1. Lebensjahr | 125 |
im 2. Lebensjahr | 120 |
im 4. Lebensjahr | 100 |
im 10. Lebensjahr | 90 |
im 14. Lebensjahr | 85 |
beim Erwachsenen | 60-80 |
- Bei großen Menschen schlägt das Herz meist etwas langsamer als bei kleinen
- Bei körperlichen Höchstleistungen steigt die Pulsfrequenz auf das 2- bis 3-fache
- Auch Gemütsbewegungen beeinflussen den Puls
- Herzklopfen bei Freude oder Angst
- „das Herz bleibt stehen“ bei erschütternden Gemütseindrücken
- Pro Herzschlag werden 70 cm3 Blut befördert, d. h. in einer Minute (70 Schläge) ca. 5 Liter Blut befördert, d. h. fast das ganze Körperblutvolumen (ca. 6 Liter)
- Bei körperlichen Anstrengungen können pro Minute mehr als 20 l Blut durch das Herz fließen
- Bei Ausdauertraining vergrößert sich das Herz erheblich ( von ca. 300 g auf bis zu 500 g)
- Größeres Herz befördert größere Blutmenge und kann daher langsamer schlagen
Das Herz wird als unser Gefühlszentrum und der Sitz der Liebe gesehen.
Es steht im Gegensatz zum Verstand und hat statt Wissen Weisheit.
Diese Wahrnehmung spiegelt sich auch in unserer Sprache wider:
- Sich etwas zu Herzen nehmen
- Sein Herz verlieren
- Mein Herz springt/zerspringt vor Freude
- Das Herz rutscht in die Hose
- Das Herz bleibt vor Schrecken stehen
- Es liegt mir sehr am Herzen
- Hochherzig, kaltherzig, warmherzig, halbherzig, treuherzig, oder unbarmherzig sein
- Jemanden von ganzen Herzen lieben
- Jemanden in sein Herz schließen
- Die Herzen finden zueinander
- Herzleid und Herzenslust
- Mit ganzem Herzen bei der Sache sein
- Das gebrochene Herz
- Tun, was das Herz einem eingibt
- Sein Herz verschenken